Die buddhistischen Wege und Traditionen

Während seiner etwa 45-jährigen Lehrzeit gab Buddha den unterschiedlichsten Menschen Erklärungen und Ratschläge, wie sie ihr Leben nutzen können, um Schwierigkeiten zu beseitigen und dauerhaftes Glück zu erlangen.

Der Mahabodhi-Tempel wurde an der Stelle errichtet, an der der historische Buddha die Erleuchtung erlangte. Die Tempelanlange in Boddhgaya (Indien) ist für Buddhisten aus der ganzen Welt ein wichtiger Ort.

Da sich Buddhas Aussagen stets auf die gegebene Lage bezogen und die persönlichen Einstellungen, Voraussetzungen und Fähigkeiten seiner Schüler berücksichtigten, resultierte daraus eine äußerst vielfältige und umfassende Sammlung buddhistischer Lehren.

Obwohl von Buddha selbst niemals unterteilt, bildeten sich unterschiedliche Wege oder "Fahrzeuge" für geistige Entwicklung heraus, in denen jeweils andere Zugänge und Methoden im Vordergrund stehen.

Theravada (Schule der Ältesten, Kleiner Weg bzw. Kleines Fahrzeug)

Der Theravada (Pali: Schule der Ältesten) ist die älteste noch existierende Schultradition des Buddhismus. Der Theravada ist heute vor allem in Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Kambodscha, Laos und teilweise auch in Vietnam verbreitet. Im Alten Weg geht es vor allem um das Beruhigen und Festhalten des Geistes und das Vermeiden von Leid und Schwierigkeiten im Alltag. Im Theravada, das sich später vor allem in den südasiatischen Ländern durchsetzte, genießt das Mönchstum eine bevorzugte Stellung.

Was man aus der Perspektive des Großen Weges manchmal auch den Kleinen Weg nennt, wird von den Praktizierenden dieses Weges selbst als Theravada (skt.: für "Weg der Älteren in der Gemeinschaft") bezeichnet.Dies ist wichtig, um dem Missverständnis vorzubeugen, dass dieser Zugang minderwertig sei.

Der Schwerpunkt der Übung liegt hier besonders auf positivem äußeren Verhalten und dem Vermeiden schwieriger Situationen, was häufig mit Mönchs- bzw. Nonnentum verbunden ist. Auf lange Sicht entstehen so immer angenehmere Rückkopplungserfahrungen. Unterstützt von beruhigenden Meditationen und verbunden mit der Einsicht, dass die Grundlage aller Schwierigkeiten - das "Ich" oder "Selbst" - keine unabhängige Existenz besitzt, wird als Ziel dieses Weges die Befreiung von allem Leid erreicht.

Ein Arhat (skt.) oder "Feindbesieger" ist demnach jemand, der diesen Zustand der Ruhe verwirklicht hat, indem er alle geistigen Tendenzen, die ihn an der Vorstellung eines unabhängigen Ichs festhalten lassen, besiegt hat.


Bekannte Lehrerin: Ayya Khema (gest. 1997)

Photo: Nyana Ponika

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Mahayana (Großer Weg bzw. Großes Fahrzeug)

Mahayana ist die zweite der drei Hauptrichtungen des Buddhismus. Für Menschen, die den Großen Weg praktizieren, steht die Entwicklung von Weisheit und tatkräftiger Liebe und Mitgefühl im Mittelpunkt. Es geht darum, das Leben für andere und sich selbst sinnvoller und reicher zu machen.

Häufig von Laien verwendet, betont dieser Weg nicht das äußere Verhalten, sondern die zugrunde liegende Motivation. Die Methoden zielen darauf ab, die eigenen Fähigkeiten zu vervollkommnen, um allen Wesen in der bestmöglichen Weise nutzen zu können. Das letztendliche Ergebnis dieses Weges ist die Buddhaschaft, in der alle geistigen Eigenschaften zur vollen Reife gebracht sind.

Die Richtungen des Mahayanas sind heute vorwiegend in Vietnam, Japan, Tibet, Bhutan, Taiwan, der Volksrepublik China und Korea vertreten sowie auch in der Mongolei und ostasiatischen Teils Russlands.


Bekannter Lehrer: Seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama

Photo: M.H.

> Mehr zum Mahayana (Wikipedia)

Vajrayana (Diamantweg)

Auch die Vajrayana-Schulen führen ihre Belehrungen direkt auf Buddha selbst zurück. Vajrayana (übersetzt "Diamantweg") zieht besonders Menschen an, die ein grundlegendes Vertrauen in ihre eigene Buddhanatur und die aller Wesen haben. Hier geht es vor allem darum, die Sichtweise zu verstärken, dass jedem Wesen alle erleuchteten Eigenschaften (Furchtlosigkeit, bedingungslose Freude, tatkräftiges Mitgefühl) bereits innewohnen und die verschiedenen Arten der Weisheit schon immer im eigenen Geist vorhanden sind. Die Meditationspraxis im Vajrayana zielt auf die direkte Erfahrung der Erleuchtung.

Vajrayana-Buddhisten bezeichnen sich auch als Verwirklicher oder früher auch als Yogis. Zentral im Vajrayana ist die Rolle eines qualifizierten Lehrers, der in der Lage ist, die direkte Erfahrung der Eigenschaften des erleuchteten Geistes zu vermitteln.

Die Lehren des Vajrayana haben sich ursprünglich im tibeto-mongolischen Raum in die Mongolei bis hin nach Burjatien und Tuwinien sowie nach China und Japan verbreitet. Aus Indien wurden sie weitestgehend vertrieben. Sie sind jedoch in den hinduistischen Advaita-Vedanta-Lehren mit einigen Unterschieden erhalten geblieben. In Bhutan ist der Vajrayana-Buddhismus Staatsreligion. Ein traditionell lamaistisch geprägtes Volk - wenn auch mit deutlichen Unterschieden - lebt im südlichen Teil des europäischen Russlands: die Kalmücken.

Seit den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden insbesondere tibetisch buddhistische Vajrayana-Gemeinschaften im Westen. Die weitaus größte Gemeinschaft bildet der von Lama Ole Nydahl in den Westen übertragene Diamantweg-Buddhismus der Karma Kaygü Linie. Weltweit gründete er im Auftrag seines Lehrers, dem 16. Karmapa, ca. 670 Buddhistische Zentren und Gruppen.


Von links nach rechts: Pandito Hambo Lama, höchster Lama von Russland (Burjatien), Lama Ole Nydahl (bekanntester Vertreter des Diamantweg-Buddhismus der Karma Kagyü Linie im Westen) und Thaye Dorje, S.H. der 17. Gyalwa Karmapa (Oberhaupt der Karma Kagyü Linie aus Tibet).

Photo: The Karmapa Documentary Project (Thule G. Jug)

> Mehr zum Vajrayana (Wikipedia)

Zen

Zen-Buddhismus ist der japanische Name einer im 5. Jahrhundert in China entstandenen Schule, die sich auf den Großen Weg (Mahayana) bezieht. Auch sie beruft sich auf Erklärungen, die Buddha selbst seinen Schülern gegeben hat.

Etliche Zen-Schulen betrachten Wissen und Konventionen als nutzlosen Ballast. Die Erleuchtung soll durch selbstentstandene Einsicht blitzartig zum Durchbruch kommen.

Bekannt im Westen sind insbesondere Zen-Meditationen, bei denen die Teilnehmer stundenlang Stillsitzen oder über eine paradoxe Frage (japanisch: Koan) nachsinnen, um den ständigen Strom an inneren Vorstellungen zur Erschöpfung zu bringen.

Der Zen-Buddhismus wurde vor allem in Japan überliefert.


Bekannter Lehrer: Thich Nhat Hanh

Photo: Duc

> Mehr zum Zen (Wikipedia)

Unter den verschiedenen üblichen Einteilungen in zwei, drei oder auch neun Wege bezieht sich die hier vorgestellte Dreiteilung in Theravada, Großen Weg und Diamantweg in erster Linie auf die Schwerpunkte, die in der Meditationspraxis gelegt werden. Aber unabhängig davon, welche Einteilung man verwendet, ist es wichtig zu verstehen, dass es sich nie um Gegensätze handelt, sondern um verschiedene Zugänge, die sich gegenseitig ergänzen und aufeinander aufbauen.

Quellen: Buddhismus und Schule, Wikipedia.de

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