Zahlen zum Buddhismus in Deutschland

Themen auf dieser Seite:

  1. Wie viele Buddhisten gibt es in Deutschland?
  2. Asiatische Buddhisten in Deutschland
  3. Deutsche Buddhisten
  4. Organisationen und Verbände in Deutschland

1. Wie viele Buddhisten gibt es in Deutschland?

Die Zahl der Buddhisten in Deutschland wird auf ca. 260.000 bis 300.000 Menschen geschätzt.

Die Lehre des Buddha genießt in Deutschland mittlerweile einen sehr guten Ruf – und dies nicht nur unter "Bildungsbürgern". Laut einer im Juli 2008 durchgeführten Meinungsumfrage betrachten ca. 43 % aller Deutschen den Buddhismus als die friedlichste Weltreligion (Platz 1 in dieser Erhebung). Den weltweit bekanntesten Buddhisten, den Dalai Lama, betrachten 44 % der Befragten als bevorzugtes Vorbild. 1

Hunderte von asiatischen Tempeln, Buddhistischen Zentren und meditierenden Freundeskreisen zeugen von einem regen buddhistischen Leben in Deutschland. Die Frage nach der Anzahl der Buddhisten in Deutschland ist indes nicht ganz leicht zu beantworten. Buddhismus ist für viele in erster Linie eine Sache der inneren Einstellung, und weniger einer offiziellen Kirchen- oder Tempelzugehörigkeit. Da die Buddhistische Weltanschauung keinen Gottesbezug hat und es um überprüfbare Erfahrungen statt um Glauben geht, sehen ihn viele nicht so sehr als Religion.

Es dürfte Hunderttausende, wenn nicht Millionen Deutsche geben, die sich als Buddhisten im weiteren Sinne bezeichnen können. Nicht wenige bekennende Christen verwenden buddhistische Meditationen und betrachten Buddhismus als eine Art "Zweitreligion", ähnlich wie manche Menschen neben der Muttersprache eine weitere Sprache beherrschen, in der sie sich zuhause fühlen.

Als Buddhisten im engeren Sinne kann man diejenigen betrachten, die das Ritual der "Buddhistischen Zuflucht" genommen haben bzw. einem der mehreren hundert buddhistischen Zentren / Vereinigungen in Deutschland angeschlossen sind. Bei der "Buddhistischen Zuflucht" legt man vor einem autorisierten Lehrer (z. B. einem Lama, einer ordinierten Nonne oder einem Mönch) ein formales Bekenntnis des Respekts ab gegenüber

  • Buddha als dem Lehrer bzw. als historisches Vorbild, der den zu erreichenden Zustand von Befreiung und Erleuchtung verkörpert

  • der buddhistischen Lehre als Mittel zur Erreichung des Ziels von Befreiung und Erleuchtung

  • der Gemeinschaft der Praktizierenden, die diese Lehre anwenden und die durch ihren (meist ehrenamtlichen) Einsatz die buddhistischen Institutionen am Laufen halten.

Dem Buddhismus zurechnen kann man die deutschen "Bekenntnisbuddhisten" sowie die "ethnischen Buddhisten" aus Asien, deren Volksgruppen traditionell den Lehren des Buddha folgen.

Die Zahl der Buddhisten wird somit auf ca. 260.000 bis 300.000 Menschen geschätzt.

Nicht dem Buddhismus im engeren Sinne zuzuordnen sind einige Kampfkunstschulen gehobenen Stils, die ihren Ursprung in Buddhistischen Klöstern z. B. in China und Japan hatten bzw. dort entwickelt und überliefert wurden (z. B. Shaolin Kung Fu). 3

2. Asiatische Buddhisten in Deutschland

Politische Verfolgung, Arbeitsmigration, Heirat und Familienzusammenführung – das sind die Hauptgründe, die in den letzten Jahrzehnten Angehörige traditionell buddhistischer Völker nach Deutschland brachten. Die Zahl der ethnischen Buddhisten mit asiatischer Herkunft ist nachfolgend auf der Grundlage von Angaben des Statistischen Bundesamtes geschätzt.

Die größte Gruppe der asiatischen Buddhisten sind vietnamesischer Herkunft. Zwischen 1975 und 1986 flohen ca. 38.000 Vietnamesen über das Meer vor Bürgerkrieg und Kommunismus in die Bundesrepublik. Teilweise holten Vietnamesen in West-Deutschland Familienangehörige nach. In den 1980er Jahren werden zehntausende vietnamesische Vertragsarbeiter für Betriebe in der DDR angeworben. Die meisten von ihnen bleiben auch nach der Wiedervereinigung in Deutschland.

Heute leben fast 84.000 Vietnamesen in Deutschland. Rechnet man die meisten vietnamesischstämmigen "Boat People" und deren Familienmitglieder hinzu, die inzwischen einen deutschen Pass besitzen (etwa 42.000), kommt man auf ca. 125.000 Menschen vietnamesischer Herkunft, die in Deutschland leben.

In Vietnam geht man von 80 % traditioneller buddhistischer Religionszugehörigkeit aus. Rechnet man dies auf die vietnamesischstämmige Bevölkerung in Deutschland um, ergibt dies eine Zahl von ca. 100.000 vietnamesischer Buddhisten.

Nationalitäten:

Heimatland Anzahl der Bürger in Deutschland* Anteil der Buddhisten an der Bevölkerung in Heimatland
Vietnam 100.000 80 %
China (Volksrep.) 79.000 ca. 30 %
Thailand 54.600 95 %
Indien 44.400 1 %
Japan 30.400 ca. 75 %
Süd-Korea 23.900 23 %
Sri Lanka 28.800 72 %
Indonesien 11.400 1,5 %
Taiwan 4.600 45 %
Mongolei 4.400 90 %
Malaysia 4.300 22 %
Bangladesh 2.800 2 %
Nepal 2.550 10 %
Singapur 1.400 43 %
Burma (Myanmar) 1.150 90 %
Nord-Korea 1.400 ? (ca. 14 %)
Laos 840 75 %
Kambodscha 800 90 %
Bhutan 250 75 %

(*) Quelle: Statistisches Bundesamt für Ende 2008, gerundete Zahlenwerte

Um eine ungefähre Schätzung der "ethnischen Buddhisten" aus asiatischen Ländern, die in Deutschland leben, zu erhalten, kann man die Anteile der Buddhisten der Heimatländer auf die Anzahl der Staatsbürger, die in Deutschland leben, übertragen.

Macht man eine Ausnahme bei den Menschen aus Sri Lanka und unterstellt, dass nur 20 % der hierzulande lebenden Sri Lanker Buddhisten sind, kommt man insgesamt auf ca. 120.000 Buddhisten.

Rechnet man die ca. 100.000 Vietnamesen hinzu und berücksichtigt, dass es einige Tausend inzwischen Eingebürgerte und Doppelstaatler asiatischer Herkunft gibt, die nicht in dieser Statistik auftauchen, so kann man die Zahl der asiatischen Buddhisten in Deutschland mit 230.000 bis 250.000 Personen ansetzen.

3. Deutsche Buddhisten

Buddhismus in Deutschland ist sehr heterogen. Zahlreiche Schulen und Richtungen aus Asien werden von in Deutschland agierenden Gruppen repräsentiert. In der Regel beziehen sich die buddhistischen Zentren und Gruppen in Deutschland auf eine der unzähligen authentischen Überlieferungen aus Asien.

Die Entstehung einer in Deutschland vertretenen buddhistischen Gruppierung resultiert regelmäßig aus persönlichen Kontakten zu Lehrern, Meistern und Schulen in Asien. Häufig entstanden aus solchen Kontakten Ableger buddhistischer Schulen in Deutschland.

Während es in den asiatischen Ländern häufig jeweils eine Richtung des Buddhismus gibt, treffen in Deutschland unterschiedlichste Schulrichtungen aufeinander. In Deutschland bezeichnen sich die Gruppen daher als Theravada, Mahayana und Vajrayana oder aber auch als dem Zen zugehörig. Daneben spielen auch die Herkunftsländer der buddhistischen Schulen eine Rolle für die Ausprägung der jeweiligen Stilrichtungen.

Die Zahl der deutschen Buddhisten wird auf ca. 30.000 Menschen geschätzt.

4. Organisationen und Verbände in Deutschland

Nur ca. 3 % aller in Deutschland lebenden Buddhisten sind in einem gemeinsamen Verband organisiert.

Die ca. 250.000-300.000 asiatischen und deutschen Buddhisten gehören in der Regel einer Organisation ihrer buddhistischen Tradition oder Schulrichtung an. Die größten buddhistischen Gemeinschaften gehören zu den aus Asien migrierten Buddhisten. Aber auch kleinste Gemeinschaften bilden eigene Organisationen, um ihre Angelegenheiten selbst zu bestimmen.

In der Deutschen Buddhistischen Union e.V. (DBU e.V.) sind insgesamt ca. 63 buddhistische Gemeinschaften Mitglied. Diese Gemeinschaften vertreten ca. 9.500 Buddhisten und betreiben deutschlandweit insgesamt über 300 Buddhistische Meditations- oder Studiengruppen, Seminarhäuser, Zentren und Klöster. Die überwiegende Mehrheit der Angehörigen dieser Gemeinschaften sind aus Deutschland stammende Buddhisten.

Nicht vertreten in der DBU sind zahlreiche asiatische Pagoden und Vereinigungen 2, sowie viele Gemeinschaften, die international organisiert und auch in Deutschland aktiv sind. Hierzu gehören z. B.

  • Der Buddhistische Dachverband Diamantweg e.V. (BDD) mit ca. 160 Buddhistischen Zentren und Meditationsgruppen und dazugehörigen ca. 5.500 Mitgliedern

  • Soka Gakkai International – Eine Laientradition des Nichiren-Buddhismus, die sich insbesondere auf das "Lotus-Sutra" stützt und ca. 12 Millionen Anhänger weltweit hat, davon 3.500 Mitglieder in Deutschland

  • Zahlreiche Zen-Buddhistische Vereinigungen, u. a. die meisten Mitglieder der "Zen Vereinigung Deutschland" mit 29 Zentren und Kontaktadressen

  • Große Vereinigungen, die dem Chan-Buddhismus (Chinesisches Zen) zuzurechnen sind

  • Die tibetisch buddhistische "Neue Kadampa Tradition" mit 14 Zentren und 32 Gruppen

  • Zahlreiche unabhängige Schulen des Buddhismus

Die DBU wird wegen einem nicht legitimierten Allgemeinvertretungsanspruch für Buddhismus in Deutschland und mangelnder demokratischer Strukturen kritisiert. Obwohl die DBU e.V. nur ca. 3% der in Deutschland lebenden Buddhisten zugerechnet werden, heißt es auf der DBU-Website, die DBU sei „der Dachverband der Buddhistinnen und Buddhisten sowie der Buddhistischen Gemeinschaften in Deutschland". Viele Buddhisten und buddhistische Gemeinschaften sehen hierin einen ungerechtfertigten Allgemeinvertretungsanspruch.

Hinsichtlich mangelnder demokratischer Strukturen wird der DBU e.V. vorgeworfen, dass die Größe und Mitgliederzahlen der Gemeinschaften sich nicht ausreichend in den Stimmrechten widerspiegelt. So hatte die aus der DBU e.V. ausgetretene größte ehemalige Mitgliedsorganisation BDD mit über 5500 Mitgliedern in der Mitgliederversammlung nur 3 Stimmen, während Gemeinschaften ab 10 (zehn) Mitgliedern jeweils eine Stimme besitzen.

Fazit: Unter der Annahme, dass möglicherweise die Zahl der nicht von der DBU vertretenen deutschen Buddhisten ebenso groß wie die der DBU zuzurechnenden Buddhisten ist, könnte von insgesamt ca. 30.000 Buddhisten nicht asiatischer Herkunft in Deutschland ausgegangen werden. Zusammen mit den Buddhisten asiatischer Herkunft könnte es damit ca. 250.000 bis 300.000 Buddhisten in Deutschland geben, die größtenteils nicht gemeinsam organisiert sind.

Quellen zu den Zahlen der ethnischen Buddhisten asiatischer Herkunft in Deutschland:

Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Ausländische Bevölkerung: Ergebnisse des Ausländerzentralregisters.
Fachserie 1, Reihe 2 – 2008. Hg.: Statistisches Bundesamt.

Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Einbürgerungen
Fachserie 1 Reihe 2.1 – 2008 / 2009. Hg.: Statistisches Bundesamt.

Abrufbar in den Publikationen des Statistischen Bundesamt Deutschland:

Die vietnamesische Diaspora in Deutschland. Struktur und Kooperationspotenzial mit Schwerpunkt auf Berlin und Hessen.
Hg: Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Abrufbar auf der Webseite der GTZ:

Fußnoten

1

Umfrage von Juli 2008, die Befragten sollten aus einer Liste international anerkannter Persönlichkeiten die bevorzugte Person auswählen. Zum Vergleich: Auf Papst Benedikt XVI. entfielen 42 %.
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,494452,00.html – aufgerufen am 19.07.2008

Bei einer Erhebung vom Januar 2009, wo die Teilnehmer mehrere Persönlichkeiten aus einer Liste angeben konnten, von denen sie eine gute oder sehr gute Meinung hätten, erreichte der Dalai Lama 83% Beliebtheit und war damit neben dem US-Präsidenten Barack Obama wiederum am populärsten.
http://de.statista.com/ – aufgerufen am 14.04.2019

2

Einige vietnamesische Pagoden in Deutschland seien genannt: Die größte ist die Pagode Vien Gac in Hannover. Weitere Pagoden u. a. Vien Duc in Ravensburg, Phat Hue in Frankfurt / M., Bao Quang in Hamburg, Linh Thuu Pagode in Berlin.

3

Einige Adressen von Klöstern meist thailändischer oder burmesischer Herkunft sind zu finden unter http://www.theravadanetz.de/

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